November 2019

Verkauf von Schweizer KMU ins Ausland – «Fluch oder Segen»?

Aktuelle Diskussionen kritisieren den Ausverkauf von Schweizer börsenkotierten Unternehmen ins Ausland und stellen dies als äusserst nachteilig für die Schweizer Wirtschaft dar. Beispiele wie Kuoni, Clariant, Syngenta und andere werden dabei genannt. In diesem Zusammenhang wird moniert, dass Unternehmen nach der ausländischen Übernahme in der Regel nicht zu wettbewerbsfähigeren Unternehmen, keine besseren Arbeitgeber und nicht zu höheren Schweizer Steuerzahlern werden.

Aus diesem Grund wird der Standpunkt vertreten, dass diese Entwicklung für die Schweiz nachteilig und schädlich ist. Als externe Betrachter, ist es uns nicht möglich diese Entwicklung auf Unternehmensebene zu beurteilen, weshalb wir uns gefragt haben, ob dieser Ausverkauf auch im KMU-Umfeld stattfindet, in dem wir hauptsächlich tätig sind.

Auch wenn keine umfassenden Statistiken herangezogen werden können, scheint uns, dass die grenzüberschreitenden Transaktionen im KMU Bereich auf der Verkaufsseite in den letzten 25 Jahren stetig zugenommen haben und daher immer mehr KMU an Ausländer verkauft wurden. Die Statistiken unserer fast 30-jährigen M&A-Praxis zeigen, dass über 50% der Verkaufsmandate, insbesondere Nachfolgeregelungen, inzwischen an Ausländer verkauft wurden. Ist dieser Ausverkauf von KMU ins Ausland ein «Fluch oder Segen» für die Schweiz?

Gründe, weshalb ausländische Investoren Schweizer KMU kaufen wollen

Die Schweiz ist nach wie vor einer der wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsräume der Welt. Die Argumente, warum Ausländer die Schweiz weiterhin als attraktives Umfeld betrachten, sind bekannt:

  • Stabile politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen
  • Liberaler Arbeitsmarkt
  • Stabile Währung, Absicherung gegen Fremdwährungsschwäche
  • Attraktives Steuersystem
  • hohes Ausbildungsniveau und starkes Ausbildungssystems
  • Intensive F&E / Innovationsaktivitäten
  • Bedeutende Life Science/ICT/ Fintech, etc. Hubs
  • Mehrsprachiger Marktplatz
  • Führender Testmarkt für Europa

All dies sind gute Gründe, warum für Ausländer eine unternehmerische Investition in der Schweiz sinnvoll und attraktiv ist. Auch hat die Schweiz vor einiger Zeit als interessanter «Mittler» und «Handelsplattform» im Zusammenhang mit den verschiedenen Zolldiskussionen an Gewicht gewonnen.

Gründe, weshalb Schweizer Investoren Schweizer KMU kaufen wollen

Natürlich gibt es auch gute Gründe, weshalb inländische Transaktionen stattfinden, aber sie scheinen weniger einen strategischen als einen operativen Hintergrund zu haben:

  • Übernahme von Marktanteilen
  • Marktbereinigungen
  • Kosten Optimierungen durch Ausschöpfung von Synergien
  • Kauf von Innovationen/neuen Geschäftsmodellen (z.B. Digitalisierung)
  • Erhalt von Arbeitsplätzen in der Schweiz

Aus strategischen Gründen führen M&A-Strategien im Rahmen von Wachstumsstrategien oder bei der Optimierung der bestehenden Wertschöpfungskette Schweizer KMU eher in ausländische Märkte als in den Heimmarkt.

Schlussfolgerung

Es ist nicht verwunderlich, dass die Zahl der grenzüberschreitenden Transaktionen bei kleinen und mittleren Unternehmen zunehmen. Einerseits suchen Schweizer KMU im Rahmen von Wachstums- und M&A-Strategien eher nach Zielunternehmen im Ausland, andererseits versuchen Ausländer, die oben beschriebenen Vorteile der Schweiz durch Akquisitionen zu nutzen. Stehen Schweizer KMU zum Verkauf, werden in der Regel Angebote von in- und ausländischen Käufern eingeholt. Falls wir überhaupt Schweizer Kaufangebote erhalten, stellen wir jedoch fest, dass die ausländischen Angebote oft attraktiver sind und praktisch immer sicherstellen, dass die bestehenden Standorte, Arbeitsplätze und Infrastrukturen langfristig erhalten bleiben. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Dies stellt aus unserer Sicht keinen Nachteil für die Schweiz dar.

Da die Transaktionen der Ausländer sehr bewusst und oft strategischer Natur sind, gehen wir davon aus, dass die Investitionen in der Schweiz nachhaltig zum Wohle der KMU, der Arbeitnehmer und letztlich der Steuerbehörden sein werden. Die Wertschöpfung bleibt im Land, auch wenn das Eigentum möglicherweise im Ausland gehalten wird – unter diesem Gesichtspunkt ist das ein Segen. Niemand kann, wie in der eingangs erwähnten Corporate-Diskussion, nachweisen, dass diese von Ausländern gehaltenen Schweizer KMU unter Schweizer Eigentum eine bessere Zukunft gehabt hätten, als unter ausländischem Besitz.



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